Aufruf an die Nachkommen

Zentralfriedrhof Straksund: Aus dem Schwur von Buchenwald (Wikimedia)

Unsere Vorfahren leisteten Widerstand gegen den Naziterror in Deutschland oder retteten sich ins Exil, kämpften für Spaniens Freiheit und in den Armeen der Antihitlerkoalition, überlebten und starben in Ghettos, Konzentrations-, Vernichtungs- und Zwangsarbeitslagern und Zuchthäusern, Gefängnissen und in der Zwangsarbeit oder wurden Opfer des stalinistischen Terrors. Die Zeit unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, an die Verbrechen des Naziregimes und den Widerstand gegen ihn zu erinnern, geht zu Ende. Doch ihre Aufgabe ist nicht beendet. Im Gegenteil: Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Faschismus – all dies steht heute in Frage, angesichts der Erfolge von rechtsnationalistischen Parteien in Deutschland und Europa.

Es ist Zeit für uns zu handeln. Das Leid wie auch der Kampf unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern haben unser Leben geprägt, sind tief in uns verwurzelt. Die persönliche Begegnung bleibt auch in Zeiten neuer Medien ein wichtiges Element des Erinnerns und Gedenkens. Wir Nachkommen können eindrucksvolle Momente schaffen durch die Weitergabe eigener Erfahrungen in Gedenkveranstaltungen, in Schulen und Bildungsstätten. Dies ist unsere besondere Aufgabe. Mögen unsere Lebens- und Familiengeschichten die Menschen von heute anregen zu einer widerständigen Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevision, gegen Ignoranz, Menschenverachtung und Kriegstreiberei. Als Nachkommen der NS-Verfolgten, des Widerstands und des Exils wollen wir uns gemeinsam einsetzen für eine Welt des Friedens, der Freiheit und der Solidarität.

Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes − Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V.

 

Siehe dazu auch das Geleitwort zur Broschüre „Nachkommen der Verfolgten des Naziregimes, von Exil und Widerstand, melden sich zu Wort (2019)“ der Berliner VVN-BdA e.V.:

Hans Coppi – Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bauen (LINK)