Amélie zu Eulenburg (*1984) – Wer seine Vergangenheit nicht kennt, hat auch keine Zukunft

Am 13. Januar 1945 erhielt meine Großmutter durch ihren Rechtsanwalt Joachim Grabow Nachricht von der Verhaftung meines Großvaters: »Auf Wunsch Ihres Mannes teile ich Ihnen mit, dass dieser sich zur Zeit in Plötzensee befindet.« Sie selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt im Haftkrankenhaus Leipzig-Meusdorf. Meine Großeltern Kurt Walter, *1893, und Emmi Kabisch, geb. von Pustau … „Amélie zu Eulenburg (*1984) – Wer seine Vergangenheit nicht kennt, hat auch keine Zukunft“ weiterlesen

Andrée Fischer-Marum (*1941) – Nachkommen vor neuen Herausforderungen

Seit 1988 vergibt die SPD in Karlsruhe den Ludwig-Marum-Preis zum Gedenken an den badischen jüdischen Politiker, den badischen Justizminister und Karlsruher SPD-Reichstagsabgeordneten. Er wurde 1934 im KZ Kislau von den Nazis ermordet. Geboren wurde er 1882 in Frankenthal in der Pfalz in einem jüdischen Elternhaus, trat nach einem Jurastudium bereits 1904 der SPD bei. In … „Andrée Fischer-Marum (*1941) – Nachkommen vor neuen Herausforderungen“ weiterlesen

Anne Allex (*1958) – Großmutters Wege ab 1933 und im Krieg

Meine Großmutter Gertrud wurde als älteste von zehn Kindern 1904 in Zinnowitz geboren. Ihre Mutter betrieb eine Pension, ihr Vater war selbständiger Ofensetzer. Demzufolge musste meine Großmutter aktiv bei der Aufzucht ihrer Geschwister helfen. Trude heiratete im Jahr 1922 Hans Schmidt und ging mit ihm nach Berlin. Die Ehe zerbrach nach zwei Jahren. Großmutter war … „Anne Allex (*1958) – Großmutters Wege ab 1933 und im Krieg“ weiterlesen

Antonio Leonhardt (*1994) – Wer nicht feiert, hat verloren – Der 8. Mai als Feiertag

Ich schreibe meinen Beitrag als Nachkomme der Familie Fichtmann, einer Familie Berliner Juden und Kommunisten. Einer großen Familie – neben meinen Ururgroßeltern Clara und Leo Fichtmann bestand die Familie aus sechs Kindern sowie den vierzehn Enkeln. Vergilbte Bilder zeugen von einem vollen Haus bei gemeinsamen Feiern im Kreis von Familie und Freunden. Daneben war da … „Antonio Leonhardt (*1994) – Wer nicht feiert, hat verloren – Der 8. Mai als Feiertag“ weiterlesen

Bärbel Schindler-Saefkow (*1943) – Antifaschismus lebendig weitererzählen

Meine Eltern waren Anton und Aenne Saefkow, die am Arbeiterwiderstand in Berlin beteiligt waren. Anton Saefkow wurde am 18. September 1944 wegen Widerstandes gegen das Hitler-Regime in Brandenburg/Görden hingerichtet, Aenne Saefkow ins Gefängnis und KZ Ravensbrück geworfen. Nach der Befreiung durch die Sowjetarmee engagierte sie sich für den Neuaufbau in Berlin, die Errichtung von Gedenkorten … „Bärbel Schindler-Saefkow (*1943) – Antifaschismus lebendig weitererzählen“ weiterlesen

Elke Tischer (*1957) – Die Wahrheit über diese Geschichte müssen wir verteidigen

Mein Vater Kurt Gutmann wurde 1927 in Krefeld in einer deutsch-jüdischen Familie geboren. Er war der dritte und jüngste Sohn des Ehepaares Salomon und Jeanette Gutmann. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter die drei Jungen allein auf. Im Jahr 1934 gelang es ihr, für den mittleren Sohn Fritz einen Platz in einem … „Elke Tischer (*1957) – Die Wahrheit über diese Geschichte müssen wir verteidigen“ weiterlesen

Ellen Händler (*1948) – Antifaschismus liegt mir im Blut

Ist entstamme einer jüdischen Familie, die während der Nazizeit mehr als 80 Angehörige verloren hat. Meine Eltern überlebten, weil ihre Eltern sie als Kinder nach England zu völlig fremden Menschen schickten. Den Zurückbleibenden blieb nur die Hoffnung auf Menschlichkeit, dass wenigstens die Kinder überleben. Meine Eltern kehrten als Waisen nach Deutschland zurück, weil sie sich … „Ellen Händler (*1948) – Antifaschismus liegt mir im Blut“ weiterlesen

Eva Nickel (*1948): Vermächtnis − Verantwortung − Verhalten

Als Tochter einer Jüdin und eines Kommunisten bin ich mit unterschiedlichen kulturellen, politischen und religiösen Einflüssen in der DDR aufgewachsen. Meine Mutter hielt vehement an ihrem Jüdischsein fest. Sie hatte die Nazizeit im Untergrund überlebt, doch ihr erster Mann und ihre beiden Kinder waren in Auschwitz vergast worden. Sie hätte es als Verrat empfunden, sich … „Eva Nickel (*1948): Vermächtnis − Verantwortung − Verhalten“ weiterlesen

Gemma Pörzgen (*1962) – Eine wichtige Verpflichtung

Meinen Großvater Heinrich Körner (1892−1945) habe ich nie kennengelernt und doch begleitet er mein Leben und unsere Familiengeschichten, seitdem ich denken kann. Er war christlicher Gewerkschafter in Bonn, wurde nach der NS-Machtergreifung 1933 erstmals verhaftet und war später als Widerstandskämpfer im Rheinischen Kreis an der Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli 1944 gegen Adolf Hitler … „Gemma Pörzgen (*1962) – Eine wichtige Verpflichtung“ weiterlesen

Hans Coppi (*1942) – Die „Rote Kapelle“ auf neue Weise erzählen

Meinen Eltern verdanke ich mein Dasein, das Ende November 1942 in der Entbindungsstation im Berliner Frauengefängnis an der Barnimstraße begann. Zwei Tage vor dem Hinrichtungstermin wurde ich am Eingang des Gefängnisses in einem Kissen meiner Großmutter mütterlicherseits übergeben. Nach dem Krieg bin ich bei meinen Großeltern väterlicherseits aufgewachsen. Wir wohnten in einer noch im Krieg … „Hans Coppi (*1942) – Die „Rote Kapelle“ auf neue Weise erzählen“ weiterlesen

Johnny Granzow (*1932) – Emigration und Antifaschismus

Mein Leben begann ich als Emigrant der ersten Stunde: Noch im Berlin der Weimarer Republik 1932 geboren, fand ich mich sechs Monate später in Prag wieder. Meine Mutter war, mit mir im Kinderwagen, meinem Vater dorthin gefolgt, wo er seit seiner Flucht aus Deutschland im März 1933 seine Verlagsarbeit für die exilierte Arbeiter-Illustrierte-Zeitung fortsetzte. So … „Johnny Granzow (*1932) – Emigration und Antifaschismus“ weiterlesen

Kamil Majchrzak (*1976) – Nachkommen und erinnerungspolitische Ethik

Das erste, woran ich mich aus meiner Kindheit an meinen Großvater Stanisław Majchrzak erinnere, ist, dass wir Auschwitz spielten. Aus alten Streichholzschachteln bauten wir Krematorien. Als der Teppich Feuer fing, schimpften unsere Eltern. Keiner erklärte uns damals vier- oder sechsjährigen das Wort Auschwitz. Das Schwiegen über die Stationen des aufgeschobenen Sterbens und Überlebens meines Großvaters … „Kamil Majchrzak (*1976) – Nachkommen und erinnerungspolitische Ethik“ weiterlesen

Karoline Georg (*1980) – Mein Großvater Karl Raddatz – überzeugter Kommunist und Antifaschist

2006 wurde mir während eines Mittagessens mein Sitznachbar als Hans Coppi vorgestellt. Mir entfuhr ein DER Hans Coppi, das mir sofort unangenehm war. Hintergrund war ein persönliches Erlebnis, das ich etwa 1989 hatte, als meine damalige Schule, von Hans-Coppi in Hans-und-Hilde-Coppi-Oberschule umbenannt worden war. Anlässlich der Umbenennungsfeierlichkeiten sprach Hans Coppi über seine Eltern, was mich … „Karoline Georg (*1980) – Mein Großvater Karl Raddatz – überzeugter Kommunist und Antifaschist“ weiterlesen

Mathias Wörsching (*1978) – Vielfältig vereint! Persönliche Eindrücke vom Austausch der Nachkommen

Die Projektidee Anfang März 2018 starb hochbetagt mein Vater Rudolf Wörsching, ein stets solidarisch handelnder, kritisch denkender Sozialist und Antifaschist. Im Herbst 1944 war er von der Nazi-Wehrmacht desertiert und hatte sich bis zum Kriegsende im Frühjahr 1945 einer Partisanengruppe des italienischen Widerstands angeschlossen. Die Erzählungen meines Vaters von seiner Zeit bei den Partisanen legten … „Mathias Wörsching (*1978) – Vielfältig vereint! Persönliche Eindrücke vom Austausch der Nachkommen“ weiterlesen

Offener Brief der letzten noch lebenden Verfolgten des Naziregimes und der Nachkommen der Verfolgten des Naziregimes, von Exil und Widerstand

An die Bundestagsfraktionen der SPD, CDU/CSU, Bündnis90/Die Grünen, FDP, Die Linke Wir, Nachkommen von Menschen, die den Holocaust überlebten, die aktiv Widerstand ge­gen den Hitlerfaschismus leisteten, die in deutschen Konzentrationslagern und unter Zwangsarbeit gelitten haben, und die letzten noch Lebenden, die dem faschistischen Ter­ror entkommen sind, wenden uns mit diesem Brief an die demokratischen Parteien … „Offener Brief der letzten noch lebenden Verfolgten des Naziregimes und der Nachkommen der Verfolgten des Naziregimes, von Exil und Widerstand“ weiterlesen

Sabine Reichwein (*1941) – Nachkommen in der Bildungsarbeit

In den letzten Lebensjahren meiner Mutter, Rosemarie Reichwein, begleitete ich sie mehr und mehr zu Veranstaltungen und Interviews, zu denen sie als Zeitzeugin eingeladen wurde. Nach ihrem Tod 2002, kurz nach ihrem 98. Geburtstag, kamen vor allem die Bildungsstätten auf mich zu. Nun war ich für sie zur “Zeitzeugin“ geworden. Mich an diesen Umstand zu … „Sabine Reichwein (*1941) – Nachkommen in der Bildungsarbeit“ weiterlesen

Saskia von Brockdorff (*1937) – Meine Mutter Erika von Brockdorff

Meine Mutter Erika von Brockdorff wurde vom Reichskriegsgericht wegen ihrer Zugehörigkeit zu der Widerstandsgruppierung Rote Kapelle zum Tode verurteilt und am 13. Mai 1943 in Plötzensee ermordet. Als mein Vater Ende 1945 aus der englischen Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, war ich natürlich sehr glücklich, wenigstens einen Vater zu haben. Da ich erst 1945 von der … „Saskia von Brockdorff (*1937) – Meine Mutter Erika von Brockdorff“ weiterlesen

Ursula Schwartz (1921-2018) – Das Schweigen war vielschichtig

Vor drei Jahren habe ich meine Unterschrift unter den Antrag zur Anbringung einer Gedenktafel für die während des Stalin-Terrors verfolgten und ermordeten deutschen Antifaschisten und Kommunisten gesetzt. Auf den Tag der öffentlichen Ehrung für meine Eltern, ihre Freunde und Genossen habe ich nicht vergeblich gehofft. Die heutige Einweihung dieser Gedenktafel erfüllt mich mit tiefer Genugtuung. … „Ursula Schwartz (1921-2018) – Das Schweigen war vielschichtig“ weiterlesen